Außenperspektive schlägt Innenperspektive

Zuweilen wurde mir (…) vorgeworfen, ich hätte keine Ahnung, worüber ich schreibe. Nur wer selbst ein passionierter Spieler von Gewaltspielen sei, könne deren Faszination und die Effekte auf seine Psyche beurteilen. Dies ist nach meiner Erfahrung als Psychiater falsch. Der Alkoholiker kann die Auswirkungen von Alkohol auf seinen Körper und Geist deutlich schlechter einschätzen als der ihn behandelnde Psychiater, und nicht anders ist es bei anderen Suchterkrankungen und seelischen Leiden: Abstand und eine relativ unbeteiligte Sicht von außen sind nicht selten die besten Voraussetzungen dafür, einen Sachverhalt auch nur halbwegs objektiv zu beurteilen. Warum sollte dies im Hinblick auf digitale Medien anders sein? – Manfred Spitzer, Digitale Demenz1

Wir haben es hier mit dem Fall zu tun: Außenperspektive schlägt Innenperspektive. Aber warum? Erkenntnis hat eine Agenda und die ist nur selten auf Wahrheit gerichtet. Ein Süchtiger beispielsweise hat seinen Erkenntnisapparat in einen so starken und überwältigenden Kontext gebracht, dass er seiner Erkenntnis nicht trauen kann.

Hier schließt sich die Frage an: Wie kann ich meiner eigenen Erkenntnis trauen?

Oder besser: Wie kann ich meiner Erkenntnis misstrauen?

Diese Fragen lassen sich nochmals genauer fassen:

  1. Wie kann ich als Außenstehender beurteilen, welche Erkenntnismotive der Wahrheit und den Zielen am ehesten zuträglich sind? Meine oder die des Gegenübers?
  2. Wie kann ich als Reflektierender beurteilen, ob meine Erkenntnismotive der Wahrheit oder meinen wahren Zielen am ehesten zuträglich sind? Wann suche ich nach einer Außenperspektive und wie integriere ich diese in meine eigenen Überlegungen?


  1. Manfred Spitzer (2012): Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen, München: Kroemer. S.8. Auf Amazon 

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