Die Künstlersozialversicherung ist moralisch verwerflich

Alle Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher. – Orwell

Die Künstlersozialversicherung ist eine Ungleichbehandlung der Selbstständigen. Freischaffende Künstler sind auf die gleiche Weise Produzenten von Gütern und Dienstleistungen wie alle anderen auch. Zu beobachten ist diese Ungleichbehandlung daran, dass sogar Kunsthandwerkern wie Goldschmieden und Tätowierern der Zugang zur Künstlersozialversicherung verwehrt wird.

Doch warum sollte ein Bildermaler eine besondere Förderung vor jemandem verdienen als ein Fassadenmaler? Oder warum sollte jemand gefördert verdienen, der ein Instrument spielt, aber niemand, der es baut?

Und noch viel mehr: Warum sollte ein Bildhauer, der Stein zu etwas verarbeitet, dass hübsch (manchmal sogar absichtlich gerade nicht) anzusehen ist, gefördert werden, während ein Maurer, der Stein zu Obdach verarbeitet, in die Röhre gucken?

6 Responses to “Die Künstlersozialversicherung ist moralisch verwerflich”

  1. Domi

    Der Vergleich hinkt mindestens insofern, als dass die Meisten der von dir gegen die Künstler in Stellung gebrachten Kurzarbeitergeld oder eine andere Form der Unterstützung erhält. Und weil [Zitat du:] “Freischaffende Künstler […] auf die gleiche Weise Produzenten von Gütern und Dienstleistungen wie alle anderen auch [sind]”, verdienen sie in gleichem Maße Unterstützung, nicht wahr?

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    • donnerundpflicht

      Wenn die Künstler Ansgestellte sind, steht ihnen natürlich auch das Kurzarbeitergeld zu. ;) Aber als freischaffende Künstler eben nicht.

      Geldspritzen für Selbstständige mit Einkommensausfall sind natürlich gleichermaßen zu verteilen, wenn man sich rechlich fair verhalten will.

  2. Domi
    1. Danke vorweg, dass du inhaltlich auf meinen Punkt eingegangen bist, wo ich doch am eigentlichen Thema vorbeischrieb (generell die Versicherung, nicht: Corona-Hilfen)
    2. Verständnisfrage Künstlersozialversicherung (nach dem Lesen des Wikipedia-Artikels, hab ich das Ding immer noch nicht ganz verstanden.): Kritisierst du, dass sog. Künstler nur einen geringeren Anteil in die allgemeinen Sozialkassen einzuzahlen haben?
    3. Habe ich trotzdem den richtigen Eindruck, dass du eine Unterstützung für diese Künstler bei derzeitigen Verhältnissen (eben mangels dieser Beteligung?) verwerflich findest? Falls ja, würde ich erneut dafür plädieren, dass alle möglichst gleichberechtigt Unterstützung erfahren, eben weil an diesem gesamten “Rubel-Rollen-Lassen” alle gleichermaßen beteiligt waren. Ungleichheit hierbei sollte dann nur ein technisches Problem sein.
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    • donnerundpflicht

      Moin Domi,

      1. Gerne. Bin anscheinend voll der Kuhle. :)
      2. Die Kritik an der KSV ist hier eine moralische. Künstler haben von Recht her keine besonderen Rechte, weil sie keine besonderen Leistungen erbringen. Ein Maler oder Bildhauer verkauft ein Produkt, dass den gleichen Status hat wie eine Fertigpizza, eine Batterie oder eine Mauer. Künstler erhalten einen besonderen Schutz, obwohl sie nicht besonders schützenswert sind.
      3. Ich ganz persönlich glaube, dass Künstler einen geringeren Beitrag leisten als ein Bäcker oder Maurer. Ich persönlich, sehe einen Bauern oder Dachdecker als förderungswürdiger als einen Musiker, denn Nahrung und Obdach sind wichtiger als ein nettes Lied. Aber dafür habe ich keine Argumente geliefert. :) Außerdem bin ich 100%ig libertär. Wenn jemand sein Geld lieber in ein Lied als in ein Dach investiert, ist mir das völlig gleichgültig. Das Problem ist nicht, ob Künstler oder nicht. Das Problem ist da, wo Künstlern und Kunst überhaupt eine Sonderbehandlung erhält. Gleichgültig, wie diese aussieht. Die meisten Künstler sind arm, weil sie Zeug produzieren, dass eben den meisten Menschen nicht so viel wert ist, wie die Künstler aber gerne hätten. Kunst ist weitgehend Mist.
  3. Domi

    Das bedeutet, deine Kritik an der KSV würde ich gänzlich teilen.

    Mit Hinblick auf deine persönliche Meinung offenbart sich mir aber eine interessante Wendung: Nicht nur sollten Künstler nicht bevorzugt, sie sollten sogar vernachlässigt werden. Nahrung und Obdach haben in deinen Augen einen höheren Gebrauchswert als ein nettes Lied, kein Widerspruch hier. Aber eines fände ich dann schon fiese: dem Künstler jetzt dafür einen Vorwurf zu machen, in einer Welt, in der sich alles um den Tauschwert dreht, keinen Gebrauchswert zu schaffen.

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    • donnerundpflicht

      Naja, deswegen ist es ja nichts, wofür ich stehe oder argumentiere. Ein Stück weit ist es ja so. Schließlich werden Gelder für sozialen Wohnungsbau und Ähnliches bewilligt, aber für Kunst eher weniger. (Wenngleich es leider öffentliche Förderung von Kunst gibt)

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