Glücklich ist man nur unzufrieden

Wir können nur handeln, wenn wir Werturteile fällen. Von allen Möglichkeiten zu handeln, wählen wir auf Basis unsere jetzigen Zustands und seinem Mangel gegenüber einem potentiellen weiteren Zustand unsere Wahrnehmung und entsprechend unsere Handlung.

Unsere Lebenswelt ist auf der Bedingung aufgebaut, dass die Gegenwart auf ewig mangelhaft sei und die Zukunft auf ewig besser. Würden wir unsere Lebenswelt nicht so gestalten, würden wir nicht handeln.1

Wie können wir unter diesen Bedingungen davon sprechen, dass wir glücklich sind? Noch stärker: Wie können wir unter diesen Bedingungen davon sprechen, dass wir glücklich sein wollen? Einen solchen Wunsch zum Lebensmotto zu erheben, ist der Wunsch nichts weiter zu sein als ein Baby, auf ewig an der Zitze saugend im Arm von Mama liegt. Es ist der Wunsch nutzlos zu sein, ultmativ dekadent und nutzlos.

Ein Ausweg ist, in Glück nicht als die Erfüllung von Wünschen zu sehen. Glück ist kein Zustand und auch kein Gefühl. Glück ist ein Willenszustand, ein allgegenwärtiges Daseinwollen. Wollen wir die eigentlichen Natur von Glück verstehen, müssen wir die Vorstellung aufgeben, dass wir Glück und Zufriedenheit eine enge Beziehung haben. Zufriedenheit ist vielmehr eine Pause, die wir brauchen, bevor wir wieder in die Welt ausziehen können, um weiter am Glück zu schmieden. Glücklich wird man, wenn man beständig danach sucht, wie man unzufrieden ist.

Macht es dann noch Sinn von Glücklichsein zu sprechen, wenn unser Begriff vom Glück so anders ist? Das ist eine schwierige Entscheidung. Jordan Peterson schlägt vor, dass wir uns nicht mehr auf das Glücklichsein konzentrieren. Es sind Sinn und Bedeutung, die uns wichtig sein sollen und nicht die Vergänglichkeit des Glücks.


  1. Jordan B. Peterson (2018): 12 Rules For Life: An Antidote to Chaos, Canada: Random House Canada, S.93. auf Amazon ansehen 

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