Diät oder Umstellung?

Dass wir im Allgemeinen fressen und nicht essen, ist ein ziemlich unstrittiger Punkt. Die USA macht es vor und der Rest macht es nach. Wir werden immer fetter. Die Folge sind Krankheit und Schwäche.

Doch das ist kein Produktionsproblem. Es ist ein Konsumproblem. Niemand zwingt uns den Fraß von McDonalds in die Münder. Wir gehen selbst dahin und stopfen es in uns hinein.

Jedem ist klar, wie man diesem Problem begegnen kann: Suche deine Nahrung bewusst und bedacht aus. Orientiere dich mehr am Gesunden und weniger an den aktuellen Gelüsten.

Dieses Problembewusstsein gegenüber Konsum sollte nicht beim Thema Ernährung enden. Wir leben in einer Kultur, in welcher wir von allen Seiten angeschrien werden. Im Fernsehen kreischt die Werbung. Sobald wir das Internet betreten, zieht ein Link nach der anderen unseren Fokus auf sich. Facebook ist extra dafür geschaffen unsere Aufmerksamkeit zu binden. Und oft wird das ganze unter dem Label “Informationsgesellschaft” abgelegt.

Doch wo wir im Bereich der Ernährung eine Fresskultur entwickelt haben, haben wir im Bereich Information praktizieren wir “force feeding”. Man kann sich nicht Augen und Ohren zu halten und sich gleichzeitig noch seinen Zwecken gemäß in der Welt bewegen. Das nutzen wir aus um unsere Zeit zu stehlen.

Sieht man die Information als Nahrung wird schnell klar, dass wir es genauso mit Unverträglichkeiten, Überkonsum, Krankheit und Ähnlichen Begriffen zu tun haben. Doch bevor wir unsere Informationsnahrung nach gesunden Zwecken auswählen können, ist es notwendig sich so weit es geht vom force feeding zu befreien.

Die Facebookuser kennen das Problem fast am Besten. Wir merken währenddessen, dass wir unsere Zeit vertrödeln. Wir ärgern uns, dass Facebook unsere Zeit stiehlt und doch lassen wir es zu. Nun gibt es natürlich die üblichen Vorhaben: “Ich gehe nur noch einmal und Abends auf Facebook, wenn ich mein Tagewerk vollbracht habe.” Das Scheitern ist vorprogrammiert. Doch warum?

Facebook ist speziell dafür ausgelegt unsere Aufmerksamkeit zu binden. Es bietet immer einen nächsten Klick zur nächsten “interessanten” Information. Wir sind einsam geworden, essen alleine, lernen alleine, leben alleine. Facebook bietet wenigstens die Illusion von Sozialität. Feiglinge können die Hürde des Angesichts umgehen und endlich jemanden kontaktieren ohne ihn direkt sehen zu müssen. Wir können unsere Neugier befriedigen und unbeobachtet andere Menschen ausspähen. In unserem Sprachgebrauch gewinnt “Stalking” eine neue Bedeutungsfacette. Wer stalkt nicht auf Facebook sein Date, den neuen Freund der Freundin oder die süße Schnecke aus dem Fitnessstudio?

Würdest du mir raten mein Vorhaben einer gesunden und vollwertigen Ernährung dadurch zu unterstützen, in dem ich mir ein Stück Schokotorte in Reichweite halte?

Genauso wenig rate ich dir beim Versuch dein Leben nicht zu verschwenden Facebook nur einen Klick entfernt zu halten.

Jeder von uns hat seine eigene Schwelle. Einige können damit leben, dass sie die Schokotorte im Kühlschrank haben, andere können das nicht.

Ich schlage folgendes einfaches Experiment vor: Schaffst du es drei Wochen ohne Facebook zu leben. Nicht ein einziges Mal drauf zu gehen und auch nicht beim Freund oder der Freundin mal einen Blick darauf zu haschen? Ich sage nicht, dass du keinen Kontakt zu den Menschen halten darfst. Schicke ihnen deine Emailadresse oder deine Handynummer, wenn du wirklich Kontakt mit ihnen halten willst.

In den drei Wochen belohnst du dich für deinen Verzicht damit dein Leben mit mehr Leben zu füllen. Unternimm’ etwas, lerne mehr, geh’ an der frischen Luft spazieren, triff’ dich mit Freunden.

Das Experiment bedeutet also: Nutze dein Leben und verschwende es nicht. Fällt es dir schwer dein Leben nicht zu verschwenden? Dann solltest du dir vielleicht Gedanken um deine Art des Lebens machen.

Wer an diesem Experiment scheitert, muss keine Angst vor dem Tod oder dem Altern haben. Wozu auch? Zeit hast du scheinbar im verschwenderischen Überfluss.

Dieser Beitrag ist stark inspiriert von folgendem Vortrag: Information is food von JP Rangaswami.

4 Responses to “Diät oder Umstellung?”

  1. SophievonRheden

    Hola, ich bin der Meinung, dass man auf nichts Verzichten muss, aber komme ganz mit dir überein, dass man sich weder überfressen, noch ewig am Computer hangen muss! Auf Grund meiner Blogs verbringe ich sicherlich auch viel Zeit im sozialen Netzwerk! Aber gerade in meinen Blogs möchte ich zu besserer Ernährung beitragen und inspirieren! Auf das Maß des Ausgleich kommt es an! Man kann beides locker verbinden,ohne radikal abschalten zu müssen! Schau dir gerne meine Blogphilosophie an. Mit gesunden Netzwerkgrßsen(denn wenn ich nicht eine gewisse Zeit gestöbert hātte, wāre ich nicht bis hierher gekommen! Sophie

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    • donnerundpflicht

      Hallo Sophie. Danke für deinen Kommentar. Selbstverständlich gibt es auch maßvollen Umgang mit Social Media. Mir geht es bei diesem Thema nur um eine bestimmte Art, für die Facebook paradigmatisch sein soll. Facebook ist eine Werbeplattform. Die User sind ja nicht die Kunden. Die Kunden von Facebook sind die Firmen, während die User das Produkt sind, das verkauft wird. Facebook versucht natürlich sein Produkt zu optimieren. Was bedeutet das? Es bedeutet die Aufmerksamkeit möglichst auf Facebook zu konzentriere um möglichst viele Klicks zu generieren und die User zu verleiten möglichst viel Informationen preiszugeben. An diesen Beitrag wird sich noch ein weiterer anschließen, der sich auf die unheilvolle Kombination aus Smartphones und Facebook konzentrieren wird. Dann wird klarer, dass man sich bewusst sein muss, dass man mit beidem Dinge in sein Leben lässt, die permanenten Zug darstellen. Das ist vielen nicht bewusst, obwohl Chomsky schon lange davor gewarnt hat: „… die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können …“ – Noam Chomsky: Mediacontrol

      Wenn man derartiges Social Media in sein Leben lässt, muss man sich auf ein Wettrüsten zwischen der eigenen Disziplinierung und den Unternehmungen der Social Media diese zu unterwandern einstellen. Die Mittel der Social Media sind vielfältig und krass. Deswegen habe ich Facebook aus meinem Leben herausgeworfen.

      Beste Grüße

  2. Mitleser

    Hallo, ich finde den ersten Teil des Eintrags sehr gut, die Überleitung von Ernährung zur Informations-Nahrung hat mir gut gefallen und mich gleich zum nachdenken gebracht: Lese ich Junkfood? Verschlechtere ich mein Denken, wissenschaftliches Denken usw. mit “leichter, schneller Kost” ohne Ballaststoffe? Das bashen von Facebook finde ich persönlich dann aber zu banal. Du hast vollkommen Recht mit deiner Aussage, aber ich finde der Beitrag hätte mehr Potenzial in Richtung auf unseren geistigen Konsum gehabt. Vielleicht kommt da noch was, ich würde mich freuen. Nichtsdestotrotz eine guter Beitrag, bin gespannt, wie viele Leser den Selbstversuch starten und erfolgreich beenden!

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    • donnerundpflicht

      Hallo Mitleser, Facebook ist die Speerspitze einer Problematik des Medienkonsums, die wahrscheinlich in eine etwas andere Richtung geht, als du vermutest. Kennst du den Film “Idiocracy”? Ein Film, der sehr schön illustriert, wie vieles ineinander greift, wenn es um Verblödung geht. Facebook setzt den Standard und diesen will ich kritisieren. In Konsequenz muss ich mich erstmal gegen Facebook wenden (bzw. zeigen, dass Facebook notwendig mit anderen moralischen Werten kollidiert und man sich entscheiden muss). Interessanter Weise haben viele Menschen erstmal einerseits eine zustimmende Haltung, wenn es um die Bewertung von Facebook geht, aber im Umgang mit Facebook dann wieder eine ganz andere. Wenn Facebook direkt über unser Sozialisiserungsbedürfnis manipuliert, dann ist das eine ganz klassische Suchtreaktion. So kennt man das vom Rauchen. “Ja, Rauchen ist kacke. Aufhören? Ne, Opa ist Kettenraucher und schon 180 Jahre alt geworden.”

      Keine Sorge. Momentan stecke ich den Rahmen ab, welche Themen nun die Zentralsten sind. Ich werde nicht nur Widersprüche aufzeigen oder kritisieren. Der Blog soll selbsterklärt in einer Anleitung zum guten Leben führen. Das heißt, dass ich über kurz oder lang auf jeden Fall auch konstruktive Beiträge veröffentliche, die sich nicht gegen sondern für etwas wenden.

      Gruß D&P

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