Nutzen und Kosten der Reflexion

Es ist wichtig, dass wir investierte Zeit als laufende Kosten sehen. Wir können sie nicht vermeiden. Zeit vergeht zweifellos und zwangsläufig. Je ernster wir dies nehmen, desto besser werden wir unser Leben gestalten.1

Wenn wir die verbrachte Zeit bewerten, sollten wir dies auch immer vor dem Hintergrund des Verzichts tun. Es gibt zwangsläufig Opportunitätskosten von Zeit. Gehen wir beispielsweise in eine Kunstausstellung, können wir nicht trainieren oder ein Eis essen gehen.

Doch bewerten wir ständig alles, was wir tun, verlieren wir die Gegenwart. Legen wir den Blick immer und ständig auf das, was wir womöglich verpassen, werten wir unsere Gegenwart ab.

Wir müssen uns also einer seltsamen Aufgabe stellen: Wir müssen Entscheidungen bewerten und beobachten, ohne in beständigen Zweifel zu geraten. Reflexion hat einen Preis: Die Gegenwart.


  1. Philip ZImbardo and John Boyd (2011): Die neue Psychologie der Zeit, Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. S.13. auf Amazon ansehen 

2 Responses to “Nutzen und Kosten der Reflexion”

  1. Nick

    Zu dem Thema habe ich neulich ein interessantes Gespräch geführt. Kann man etwas verpassen, so etwas wie Zeit? Man hat etwas gemacht, was vermeintlich nicht so wichtig war wie etwas anderes und sprechen daher von verschwendeter Zeit. Aber die Zeit war trotzdem da, genau wie wir ebenso da waren. Und während wir daran zweifeln und die verpasste Zeit bedauern, verpassen wir genau zu dieser Zeit, diese Zeit (Gegenwart) und wir befinden uns in einem jämmerlichen Zustand des Bedauerns. Statt den Fokus auf die Erfahrung, den Ist-Zustand zu legen, leben wir in einer Parallelwelt des Verstandes. Die (Lebens-/Zeit-)Erfahrung ist immer da, immer aktuell und immer lebenswert. Wie die Erfahrung auch ist, sie ist mein Weg, es gibt kein was wäre wenn, denn gäbe es das, wärst du diesen Weg gegangen. Die einzige Entscheidung, die du treffen kannst, ist genau jetzt, sobald du beginnst zu zweifeln, zu bedenken, was wäre wenn, lebst du in einer Parallelwelt. Was nicht per se schlimm ist, du kannst dir ja dessen bewusst werden und aus dieser Erfahrung heraus die Entscheidung treffen, dass du ab sofort nicht mehr zweifelst.

    Antworten
    • donnerundpflicht

      Damit bist du dem Buddhismus recht nahe.

      Ich ziehe daraus: Bedauern ist immer schlecht. Rückmeldung und bessere Pläne sind das, was man bei einer negativen Bewertung machen sollte und so die Erfahrung zum Positiven wenden.

      Nietzsche würde vielleicht sagen: Amor Fati.

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