Der Umgang mit den Zonen

Letzten Sonntag hatte ich angekündigt, dass ich heute die Comfortzone charakterisiere. Davor ist noch ein wichtiger Schritt zu tätigen, den ich vergaß, weil ich dieses Konzept schon für Donner und Pflicht ausgearbeitet habe.

Die Herkunft dieses Konzepts ist mir selbst nicht klar. Ich kenne es ausschließlich von dem Teil “Personal Development” der Blogosphäre. Eine kurze Recherche ergab Verbindungen zur Erlebnispädagogik. Auf die Schnelle (angemessen zu der Wichtigkeit dieser Rechercheaufgabe) habe ich keinen wirklichen Urheber ausmachen können. Also verbleibe ich mit der Bemerkung, dass ich dieses Konzept nur für Donner und Pflicht anpasse, die Idee selbst aber nicht von mir stammt.

Ich habe einen bestimmten Umgang mit solchen Konzepten. Für mich ist Philosophie nicht das Gelaber der Universität. Ich betone es im echten Leben immer wieder, dass gute Philosophie Anleitung ist. Wirkliche Anleitung für das Leben.

In der Entwicklung, spätestens mit Darwin und Freud, sind wir gottlos geworden (ein Thema, dass auch Relevanz für Donner und Pflicht haben wird, wenn ich mein anderes Buchprojekt abgeschlossen haben werde). Wir haben niemanden mehr, der uns über Richtig und Falsch aufklären kann. Mama und Papa sind spätestens durch die Pubertät entmachtet oder sterben wenigstens irgendwann. Übrig bleiben wir. Eine große Herausforderung der Gottlosigkeit ist, dass wir uns selbst Richtig und Falsch zur Verfügung stellen müssen. Wer sich selbst nicht genug ist, macht sich selbst zum gottverlassenen Treibholz.

Das Modell der drei Zonen ist ein wichtiges Mittel uns zu orientieren. Es ist ein Werkzeug ein Verhältnis vom Selbst und der Welt zu erkennen. Sei es selbstgewählt oder fremdbestimmt, dieses Verhältnis findet notwendig statt. Es ist ein Mittel der Bestandsaufnahme und ein Mittel der Steuerung.

Wenn man das Verhältnis vom Selbst und Welt ausgemacht hat, erhält man die Orientierung. Das kann und soll eine unangenehme Erfahrung sein, denn in den allermeisten Fällen befinden wir uns nicht da, wo wir uns gerne sehen. In den meisten Fällen hören wir dann auf uns zu bemühen, wenn wir Anforderungen entsprechen können und doch den Mut verlieren weiterzumachen. Wenn man wirklich ehrlich zu sich selbst ist, wird man feststellen müssen, dass man sehr viel mehr Defizite als Mensch hat, als man glaubt.

Ich hoffe, dass du dich dieser Erfahrung wirklich stellst, wenn du das Konzept der drei Zonen erhalten hast (genauer: Meine Anpassung). Nur wer bereit ist eine kalte und nüchterne Bestandsaufnahme zu machen, ist überhaupt in der Lage zu erkennen, welche Wege im Leben überhaupt offen stehen.

Und dann hört dieses Erleben nicht auf. Wer wurde noch nicht von der Einsicht anderer Menschen überrascht und hat gestaunt darüber, wieviel Menschen doch davon miterleben, was mit ihnen geschieht und wie sie sind.

Die große Herausforderung ist es nicht mehr loszulassen. Der absolute Großteil der Menschen kann sich nicht bei Bewusstheit halten und rutscht ab in die Stumpfheit in die uns die Medien, psychischen Defekte, Mitmenschen und Feigheiten ziehen.

Wenn man dagegen ein wirklich bewusstes Leben führen will, dann muss man bereit sein sich jederzeit einer solchen Bestandsaufnahme zu stellen. Und dann darf man nicht mehr aufhören. Man muss auch dann wach bleiben, wenn man müde wird und das ist garantiert. Jeder wird müde. Am Widerstand misst sich der Mut und die Stärke. In den meisten Fällen stellen wir fest, dass wir eher letzte Menschen als vollwertige Menschen sind.

Das muss man erst annehmen und dann darf man nicht in die Lethargie und Akzeptanz rutschen. Auf der einen Seite muss man Anehmen, was man von sich selbst sieht, oder rutscht in die Verdrängung und andere psychische Abwehrmechanismen. Andererseits darf man sich nicht damit zufriedengeben, es sei denn man will behaupten, man sei perfekt. Perfektion heißt, dass man nichts hinzufügen oder entfernen kann ohne das Gesamte zu verschlechtern.

Ich nähere mich den Zonen durch eine Reihe von Fragen:

  • Wie fühlt sich das an? Oft haben wir einen direkten Zugang zu unseren Gefühlen, wir wissen sie bloß nicht einzuordnen. Wenn ein Nazi auf einen Ausländer einprügelt, fühlt er dann den Hass auf das Fremde oder die Angst einer vergangenen Konditionierung? Richtig fühlen heißt, dass wir uns der Gefühle im Klaren sind.
  • Was für Anforderungen lösen diese Gefühle aus? Die Frage, die uns die Orientierung geben kann. Wenn wir wissen, was wir fühlen, können wir daraus durch das Modell auf das Anforderungsverhältnis zwischen uns und der Welt schließen.
  • Was kann ich in dieser Zone erhalten? Jede Zone hat ihre eigenen Chancen einen Gewinn einzustreichen. Auch die Zonen, die im ersten Augenblick nicht sehr vielversprechend scheinen.
  • Was macht mir die Zone unmöglich? Es gibt selbstverständlich Dinge, die durch ein bestimmtes Anforderungesverhältnis von Selbst und Umwelt nicht mehr möglich sind. Jeder kennt das nagende Gefühl, wenn man denkt etwas zu verpassen. Will man ein bewusstes, also waches, Leben führen, muss man aushalten, dass man immer etwas ausschließt und immer “Nein” zu etwas sagt.
  • Was sind die Fähigkeiten um in dieser Zone optimal handeln zu können? Neben Mut und Härte zu sich selbst gibt einer jeden Zone eigentümliche Fähigkeiten, die man ausbilden muss um das Verhältnis gewinnbringend nutzen zu können.
  • Was kann ich tun, um die Zone zu verlassen? Die Antwort auf diese Frage bietet Beweglichkeit. Wenn man sich entschließt ein proaktives Leben zu führen (Proaktivität ist eine der wichtigen Tugenden), dann gilt es sich aktiv und selbstbestimmt in ein bestimmtes Verhältnis zur Welt zu setzen.

An diesen Fragen orientiere ich meine Darstellung der Zonen.

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