Alle Bereiche des Selbst sind wichtig

Im letzten Post habe ich meinen eigenen Weg zur Vervollkommnung als Beispiel gewählt um zu illustrieren, wie so etwas in der Anwendung aussehen soll. Eine Anschlussfrage ist: Warum sind alle Bereiche gleichermaßen wichtig? Ich formuliere zunächst formal: Alle Bereiche des Selbst sind wichtig, wenn man sein Selbst zur Vervollkommnung bringen will.

Meine erste Begründung ist, dass man in keinem Bereich wirklich exzellent sein kann, wenn man in mindestem einem anderen erhebliche Defizite hat. Die verschiedenen Bereiche des Selbst sind dicht miteinander vernetzt. Wenn ich nicht an meinem Körper arbeite und ihn zur Vervollkommnung bringe, kann ich emotional nicht gut funktionieren. Das scheint erstmal widersprüchlich, wenn man sich den großen Mut vieler Todkranker ansieht, die im Angesicht des körperlichen Verfalls sogar die Angehörigen trösten. Man darf jedoch nicht vergessen, dass es bei der Vervollkommnung um einen Prozessbegriff handelt. Das heißt nicht, dass man einen vollkommenen Körper braucht um eine vollkommene Seele zu haben. Man muss aber auch an der Vervollkommnung seines Körpers arbeiten um sich seelisch zur Vervollkommnung zu bringen. Wie kann man den Widerspruch zu den Todkranken auflösen?

Ein Patient mit Krebs im Endstadium ist zwar in einem verfallenden Körper gefangen, doch in dem Augenblick kämpft er um das Überleben. Wie könnte man sich stärker zur Vervollkommnung bringen? Welcher gesunde Mensch kann diese innere Stärke nachempfinden, die man braucht um gegen den Tod zu kämpfen? Ein Krebspatient, der um sein Leben kämpft, bringt seinen Körper mit aller Macht zur Vervollkommnung und zwar innerhalb seiner Möglichkeiten. Die umfassen zwar keinen Marathonlauf, doch gerade dieser Akt der Anstrengung ermöglicht es dem Krebspatienten die seelische Größe zu entwickeln für seine Angehörigen da zu sein, obwohl er es ist, der stirbt.

Im Bereich des Geistes ist es leicht nachzuvollziehen. Wenn man sich nicht bemüht seine geistigen Kapazitäten zu erweitern, scheitert man kognitiv daran seinen Körper und seine Seele zur Vervollkommnung zu bringen. Wenn man nicht bereit ist sein Verständnis vom Körper zu verbessern, stehen einem keine besseren Trainings- und Ernährungsmöglichkeiten zur Verfügung. Wenn man nichts von der Möglichkeit des Unbewussten wissen will, dann kann man nicht mitbedenken, dass einige Motivationen nicht direkt zur Verfügung stehen. Man wird andere Menschen und sich selbst nicht so gut verstehen können, dass man wohlwollendes Verständnis für sie oder sich selbst aufbringen kann, auch wenn man selbst oder andere sich nicht gemäß der eigenen Ansichten von richtig und falsch verhalten. Neugier ist der hier als Beispiel verwendete Aspekt der geistigen Vervollkommnung.

Wenn man seine Tugenden nicht ausbildet, ist man psycho-emotional nicht in der Lage den Widerständen der Vervollkommnung standzuhalten. Man muss hart gegen sich selbst sein können, wenn man wirkliche körperliche Vervollkommnung erreichen will. Genauso muss man sich gegen die Angst vor Neuem wehren und der wohligen Vertrautheit des Bekannten widerstehen, wenn man neues dazulernen und seine Neugier als wichtigen Aspekt des Geistes wach halten will.

Man sieht also sehr deutlich, dass alle Bereiche des Selbst so miteinander zusammenhängen, dass sie sich gegenseitig bedingen. Kein Bereich funktioniert gut ohne den anderen.

Die zweite Begründung ist banaler. Selbst wenn die Bereiche des Selbst für sich stehen, sind sie trotzdem Teilbereiche des Selbst für dieses Modell. Man wird natürlich dort die besten Steigerungsmöglichkeiten finden, wo das Potential am wenigsten ausgeschöpft ist. Vernachlässigt man einen Bereich, werden die Chancen sein Selbst in diesem Bereich zur Vervollkommnung zu bringen immer weiter steigen. Selbst wenn man es irgendwie geschafft hat geistig und seelisch starke Entwicklungen zu erreichen, kann man schon mit geringer Anstrengung große Fortschritte bei dem kränklichen und schwachen Körper erreichen, den man zwangsläufig hat, wenn man sich nicht um diesen kümmert. Kränklich und schwach ist natürlich immer in Relation zum angelegten Potential zu verstehen.

Gemäß der ersten Begründung wird man hier mit sehr geringem Aufwand den rückständigen Bereich seines Selbst verbessern können, diese Verbesserungen kommen sogar noch die weiter entwickelten Bereichen zu gute.

Also: Vernachlässige keinen Bereich deines Selbst, wenn du dich für den Weg der Vervollkommnung entschieden hast. Du stündest dir so nur selbst im Weg.

Wie vervollkommne ich mich?

In diesem Beitrag gebe ich mich selbst als Beispiel. Ich bin selbstverständlich nicht vollkommen. Ich bin noch nicht die Version meiner Selbst, die ich selbst sein will. Doch beanspruche mich auf den Prozess der Selbstvervollkommnung eingelassen zu haben. Daher will ich ein bisschen von meinem Leben schreiben um ein Beispiel zu geben, wie so etwas aussehen kann.

Ich unterteile mein Leben grob in drei Bereiche.

  1. Körper
  2. Geist oder auch Verstand
  3. Seele oder auch Emotion

Ich kann dieses Modell zunächst noch nicht ganz begründen, doch ich ich vertraue zunächst darauf, dass dieses Modell wenigstens nachvollziehbar ist.

Ich bemesse der Körperlichkeit einen großen Wert, weil sie alle Fundamente für die anderen Bereiche legt. Selbstverständlich geht dies nicht nur in eine Richtung. Wenn ich psychische Probleme habe, dann können sich diese auch körperlich manifestieren. Schließlich gibt es den großen Bereich der Psychosomatik. Ich organisiere mein Lebensmodell nur von dieser Seite aus.

Ich will im Leben also den vollkommsten Körper, den vollkommensten Geist und die vollkommenste Seele haben, die mir möglich ist. Das schließt nur die Gegenwart und die Zukunft ein und Vergangenheit kann etwas ausschließen. Wenn jemand aufgrund eines Autunfalls querschnittsgelähmt ist, kann er selbstverständlich keinen Marathon mehr laufen. Doch er kann auf Basis des ihm jetzt Gegebenen (Gegenwart) seinen Körper zu Vervollkommnung führen (Zukunft), was immer das auch heißen mag. Es hängt eben davon ab, was möglich ist.

Gleiches gilt für geistige und seelische Beschränkungen. Eine Kopfverletzung, eine psychische Störung und Ähnliches schränken vielleicht ein, aber sie verhindern nicht, dass man das Beste aus den Anlagen macht, die man in diesem Augenblick hat.

Ich habe mich für den sportlichen Weg eines Generalisten entschieden, wobei ich momentan zu einer schwerathletischen Version dessen tendiere, was ich mir vor einigen Jahren vorgestellt habe. Mein Weg der Vervollkommnung bedeutet, dass ich mit meinem Training in vielen Bereichen gute Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerbe anstatt mich auf weniges zu konzentrieren. Das heißt für mich momentan, dass ich zum Fundament Maximal- und Schnellkrafttraining absolviere. Dazu mache ich Sprint- und Explosivkrafttraining mit dem Medizinball und dem eigenen Körpergewicht. Damit verbessere ich meine Bewegungseffizienz und die Fähigkeit meinen Körper (z.B. Klimmzüge) und Objekte in meiner Umwelt (z.B. Kniebeuge mit der Hantel auf dem Rücken) zu bewegen. Ich organisiere dieses Training vor allem um Anpassungen meines Nervensystems herum.

Desweiteren betreibe ich Kampfsport (Boxen und Bodenkampf im weitesten Sinne, wobei ich mich momentan ausschließlich auf Boxen konzentriere, weil ich mit meiner Zeit haushalten muss) und trainiere meine Ausdauer mit intensiven Intervall- und Zirkeltrainings.

Neben dem Sport ernähre ich mich sechs Tage pro Woche nach einer abgewandelten Paläoernährung und faste einmal pro Woche. Sonntags esse ich dann auch mal nur nach Geschmack. So kann ich hier dem sozialen Charakter des Essens entsprechen (auch mal mit Freunden weggehen) und habe eine höhere Motivation während der nächsten sechs Tage eventuellen Versuchungen zu widerstehen.

Meinen Geist bringe ich zur Vervollkommnung durch den Weg des Schreibens, weil ich schon früh mit Schrift in Kontakt gekommen bin. Ich bin ehemals leidenschaftlicher und aktuell sporadischer Weltenbastler. Ich habe einige Jahre E-Bass gespielt, wobei dies nicht mehr Teil meines Lebens ist, weil ich dem Musizieren nicht so zugeneigt bin, wie dem Schreiben und ich mich auch um die anderen Bereiche meines Lebens kümmern muss. Ich studiere Philosophie und beschäftige mich mit Systemtheorie und der Denkensweise, die daraus folgt.

Wenn man es auf die Fähigkeit reduziert, die durch einen vollkommenen Geist zur Verfügung stehen, kann ich folgende Ziele angeben:

  • Die Fähigkeit Systeme zu erkennen und zu verstehen (Systemisches Denken)
  • Die Fähigkeit Gründe für oder gegen eine Sache zu erkennen und zu finden (Philosophie)
  • Die Fähigkeit Modelle zu erschaffen (Kreativität)

Selbstverständlich könnte ich das auch mit Musik erreichen, doch es ist eben nich der Weg, für den ich mich entschieden habe.

Was ich unter einer vollkommenen Seele verstehe ist mir noch nicht ganz klar. Ich habe hier meine größten Lücken, denke ich. Unter Seele fällt der ganze Bereich der Moral Tugend. Ich nehme mir zwei Tage pro Woche Zeit an diesem Aspekt zu arbeiten. Unter anderem habe ich dafür auch angefangen an diesem Blog zu schreiben. Soweit ich abschätzen kann, sind Gefühle wie Glück und das “im Reinen mit sich sein” Anzeichen dafür, dass man erfolgreich diesen Bereich zur Vervollkommnung bringt. Dem letzten Aspekt messe ich die zentrale Bedeutung bei, weil ich der Moral eine so große Bedeutung für mein Leben zuschreibe. Ausprägungen von Tugenden wie beispielsweise Treue oder Ehrlichkeit gehören für mich zu zentralen Aspekten meine Seele.

Ich denke, dass es für jeden einen eigenen Weg gibt, aber die Bereiche universell für jeden gelten. Ist jemand blind, ist Musik vielleicht der geeignetere Weg als zu Schreiben. Jeder hat seine individuellen Stärken und Schwächen. Es ist durchaus vernünftig seinen Schwächen erstmal den Großteil der Zeit zu widmen. Meiner Meinung nach ist die körperliche Seite bei den meisten Menschen stark unterrepräsentiert. Dabei kann man hier große Erfolge mit relativ wenig Arbeit erreichen und auch die anderen Bereiche profitieren sehr davon. Nicht nur, dass man mit einer guten Ernährung und gutem Training ein gesundes Gehirn erhalten kann. Tugenden wie Hartnäckigkeit, Durchsetzungsvermögen, Disziplin und sogar emotionalen Ausgleich kann man hier finden. Sich erst geistigem und seelischem Training auszusetzen ist der sehr viel schwerere erste Schritt zur Vervollkommnung.

Ich will aber nicht darauf hinaus, dass es erstmal um das Körperliche geht. Hier ist nur eine Haltung am leichtesten zu erkennen, die ich sehr traurig finde. Menschen geben sich mit dem zufrieden, der sie sind. Sich selbst anzunehmen und zu akzeptieren, dass man da steht, wo man sich eben jetzt befindet, ist ein wichtiger Schritt. Es ist aber nur der Erste. Leider ist das vielen Menschen genug. So bleiben so viele unglaublich weit unter ihren Möglichkeiten.

Dieser Weg ist nicht leicht, aber ich denke, dass ihn eigentlich jeder bestreiten will.

Selbstporträt von Frauen

Heute will ich einen Beitrag von FrauTV der Analyse unterziehen. Im Groben geht es dabei um einen kritischen Beitrag zum Thema Pickup[link]. Ich werde dabei so vorgehen, dass ich einige Äußerungen in diesem Beitrag auf ihre Konsequenzen hin untersuchen werde. Zum Pickup selbst als auch zu den Äußerungen des hier als Strohpuppe verwendetem PUA (Pickup Artist) beziehe ich hier keine Stellung. Das wird in einem weiteren Beitrag folgen.

Was zunächst an der Sendung auffällt ist, dass sie sehr “weiblich” gehalten ist. Viele Pink- und Rosatöne und eine mir als Frauenmusik anmutende Titelmelodie. Weil ich sehr heteronorm erzogen worden bin, verlasse ich mich da auf mein Urteil.

Das ist ein Punkt, der mir erstmal emotional aufstößt, weil diese Sendung schon den Eindruck vermittelt für Frauen zu sein – nur dass hier Klischees verwendet werden, die eigentlich immer als Mittel der Unterdrückung von Feministen angegriffen werden. Von diesem Eindruck aus wirkt die Sendung für mich allein von der Aufmachung her anti-feministisch.

Kommen wir nun zu einigen Äußerungen.

“Männer haben es schwer mit uns Frauen, das geben wir ja zu, aber das ist kein Grund den Weg zurück in die Steinzeit anzutreten und alles mitzunehmen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, finden wir.”
  1. Männer haben es schwer mit Frauen. Was soll dieser Satz? Da schwingt das Selbstverständnis mit, dass man mit Frauen nur unter Anstrengung Umgang haben kann. Das ist erstmal ein defizitäres Selbstbild. Als Frau ist man unangenehm im Umgang.
  2. Männer können alles mitnehmen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist? Männer sind die Subjekte, die Frauen “nehmen”? Die Frau wird hier in eine Passivität gedrängt, die sie zum Objekt degradiert.

Man setze sich einen Augenblick sicher hin und lasse diesen Anfangssatz sacken. Die Moderatorin degradiert in diesem einen Satz Frauen als lästige Objekte. Vor dem Hintergrund, was ich als moralische Subjekte und Objekte verstehe, ist das ein krasser Minderwertigkeitskomplex, der über Medien transportiert wird. Frauen sind hier als die moralischen Objekte dargestellt, als die man behinderte Menschen verstehen kann. Sie sind leidensfähig, unvernünftig und deswegen bedürfen sie einer besonderer Fürsorge und Umgehensweise.

Das ist kein Frauenbild, dass ich annehmen möchte.

„Push and pull“ ist eine Methode der manipulativen Tricks, die ganz bewusst natürlich weibliches Verhalten ausnutzt: Anlocken, abweisen, loben, erniedrigen, diese ständige Ambivalenz verunsichert die Frau, der Mann rückt in den Mittelpunkt ihrer Gedankenwelt, da sie ja nicht versteht, was er von ihr will. Und typisch weiblich ist es dann, genau in diesen Mann zu investieren. Er ist ja anders als alle anderen, glaubt die Frau und will ihn ergründen.

Natürlich weibliches Verhalten? Wenn eine Frau auf diese einfache Technik so gut hereinfallen, weil es ihr natürlich weibliches Verhalten auslöst, ist diese Frau hochgradig defizitär. Scheinbar gibt es eine ganz einfache Bedienanleitung für Frauen. Man muss diese nur lesen und schon kann man sich in den Mittelpunkt ihrer Gedankenwelt bringen. Ich denke, dass es unstrittig ist, dass eine wirklich vollwertige Frau nicht so primitiv und simpel ist, dass es für sie eine derart einfach Bedienungsanleitung gibt. Das ist aber eben das, was Voraussetzung für diesen Beitrag ist. Es ist ein primitives und simples Frauenbild.

Deswegen habe ich diesen Beitrag als passend ausgesucht. Es ist genau das, was ich in “Schäme dich, Weib!” ausdrücken wollte: lupus est homo homini. Hier degradieren sich Frauen selbst und gegenseitig. Zu allem Überfluss wird so eine Selbstunterwanderung auch noch medial verbreitet. Der Anstrich voller Rosa und Klischee vermittelt den Eindruck “pro Frau”, obwohl das einer der Gründe ist, warum Frauen es in der heutigen Gesellschaft unnötig schwer haben.

Die Welt ist ein Witz voller Rempler

Heute will ich nur kurz über einen Gedanken schreiben, den ich heute mit zwei quasi Fremden geteilt habe. Die beiden schienen von der Idee angetan zu sein, obwohl die Umsetzung nicht ganz klar schien.

Ein Grund, weshalb ich diesen Blog gestartet habe, war ehemals das, was ich im “About” als Donner bezeichnet habe. Der Blog sollte Ausdruck meiner Wut sein, denn ich wusste und weiß oft nicht wohin mit dieser. Ungerechtigkeit, Rücksichtslosigkeit und Gleichgültigkeit sind Dinge, die mich wirklich zur Weißglut bringen.

Das geht soweit, dass ich das Verhalten in der Fußgängerzone oder in der Unihalle der Passanten derart lächerlich finde, dass ich jeden Einzelnen von ihnen an seinem eigenen Gedärm aufhängen will (auf Russisch klingt das sehr plastisch. Falls einige dieser Sprache mächtig sind, wissen sie hoffentlich, was ich meine).

In Bielefeld hat sich folgendes Verhalten verfestigt: Die Menschen gucken einen an, erkennen, dass man sich auf Kollisionskurs befindet, weichen aber kein bisschen aus. Sie ignorieren einen und weichen entrüstet erst im letzten Augenblick aus. Ich empfinde dieses Verhalten als unglaublich belästigend. Ich gehe einige Meter und inbesondere beim Erkennen des Kollisionskurses leicht (ungefähr die Hälfte der nötigen Strecke) aus und drehe mich leicht ein. Das scheint nicht zu reichen.

Oft bin ich mit dem Gedanken “Den nächsten Wichser erwürge ich.” herumgelaufen. Ich habe meine Wut als gerechtfertigt empfunden und ein bisschen ist das immer noch so. Für mich ist es ein wichtiger Charakterzug von mir, dass ich emotional berührt bin, wenn ich Dinge sehe, die ich für unmoralisch halte, selbst wenn es um so Kleinigkeiten geht.

Heute bin nach wie vor emotional berührt, fasse aber meinen oben genannten Gedanken wörtlich: Es ist lächerlich. Ich lache nur noch über so ein Verhalten. Wo ich früher Gewitterwolken über dem Kopf und Donnerkeile in den Händen hatte, macht mich so ein Verhalten wirklich glücklich.

Wenn mich jemand umrennt, es nicht schafft auszuweichen, weil er zu stumpf ist, irgendwie auf die Umwelt zu reagieren und so etwas wie Rücksicht zu zeigen – das muss keine Bosheit sein, Stumpfheit reicht – ich lache nur noch. Die Welt ist für mich zur Komödie geworden.

Wie habe ich das gemacht? Im wahrsten Sinne des Wortes war das hartes Training für mich. Auf der einen Seite will ich mir nicht vorheucheln, dass die Welt ein schöner Ort ist. Ich will den Leuten auch nicht unterstellen, dass sie mich vielleicht nicht gesehen haben oder andere Ausreden und Rechtfertigungen für sie bereit halten. Auf der anderen Seite halte ich es nicht für rational mir die Laune zu verhageln und mich damit von der Stumpfheit der anderen (fremd-)steuern zu lassen.

Ich habe angefangen gegen mein Bedürnis zu lachen. Ich habe mich bei jedem noch zu kleinstem Zwischenfall gezwungen das ganze als Witz zu sehen. Ich habe bewusst angefangen die Welt, so wie sie jetzt ist, einfach als Witz zu betrachten.

Ich weiche nach wie vor nur zur Hälfte aus und werde nach wie vor von stumpfen Leuten angerempelt oder ganz entrüstet angesehen, dass ich als Teil der Umwelt vorhanden bin. Ich lache aber bloß noch. Ich lache, weil ich es mir zur Gewohnheit gemacht habe, erst zu lachen. Und es wirkt. Ich gehe nun unbekümmerter durch die Welt.

Ich sage mir, die Welt ist schon unmoralisch genug. Aber davon lasse ich mich nicht mehr steuern und meine Laune bestimmen. Wie im vergangenen Post beschrieben ist glücklich sein eine wichtige Voraussetzung für die Vervollkommnung und die nehme ich mir jetzt.

Vervollkommung und glücklich sein

Vervollkommnung muss glücklich machen. Glücklich zu sein gehört zu den wichtigen Voraussetzungen der psychischen Gesunderhaltung.

Das heißt im Mindestfall Selbsterhaltung. Wenn der Prozess der Vervollkommung nicht gewährleistet, dass man so glücklich ist, dass die psychische Selbsterhaltung nicht gewährleistet ist, wird auch die Vervollkommung scheitern. Die Psyche als Teilaspekt des Selbst bricht zusammen. Das äußert sich dann in einer psychischen Störung, was man hier besser als einen gestörten Zustand der Psyche bezeichnen sollte. Depression, drückende Einsamkeit, sexuelle Frustration können Ausprägungen einer Fehlinterpretation von Vervollkommnung sein.

Psychische Gesundheit ist ein sehr wichtiger Aspekt eines guten Lebens. Egal, welche Zwecke du in deinem Leben gesetzt hast, Gesundheit ist die Voraussetzung. Gesundheit bedeutet im schwachen Fall, Selbsterhaltung. Ist diese nicht gewährt, bist du nicht mehr. Wie willst du ein gutes Leben führen, dein Leben und dein Selbst zur Vervollkommnung bringen, wenn du so unglücklich und psychisch gestört bist, dass du dir das Leben nimmst?

Ein starkes Verständnis ist, dass psychische Gesundheit nicht nur die Abwesenheit von psychischer Krankheit ist. Psychische Gesundheit ist die aktive Zugewandtheit zum Leben. Eine große psychische Gesundheit äußert sich im aktiven Ja-sagen zum Leben.

Allein durch Alltagsverständnis kann man an diesem Punkt bereits erkennen, dass Vervollkommnung und glücklich sein sich nicht widersprechen können. Nicht auf lange und ganzheitliche Sicht gesehen. Wenn man eine schwache Sicht auf psychische Gesundheit einnimmt, dann ist dieser Widerspruch ohnehin absurd.

Vervollkommung ist ein anstrengender und steiniger Weg. Man kann diesen nicht gehen, wenn man sein Streben nach Glück und sein Streben nach Vervollkommnung nicht in Einklang bringt. Natürlich kann man in einem Bereich seines Lebens herausragende Leistungen erbringen, ohne dass man wirklich glücklich ist. Man sehe sich nur die Kinder der chinesischen Zirkusakademie an.

Was haben diese Kinder zur Vervollkommnung gebracht? Nicht sich selbst, eine Sache haben sie zur Vervollkommnung gebracht. Natürlich sind diese Kinder zu enormen körperlichen Fertigkeiten in der Lage. Zumindest ihren Körper haben sie verbessert. Das kann aber nur als Nebeneffekt der Sache verbleiben.

Vervollkommnung heißt nicht, dass man immer auf Glück verzichten sollte. Glücklich zu sein muss Teil des Lebensplans sein. Glücklich sein kann zwar nicht Sinn des Lebens sein, aber es ist eine wichtige Voraussetzungen diesen Sinn überhaupt zu verfolgen.

Für Frauen

Frauen ist nun eine eigene Seite gewidmet. Meiner Beobachtung nach haben Frauen viel Nachholbedarf. Ich erlebe, dass Frauen gemäß der Maßgaben eines guten Lebens defizitärer sind als Männer. Ich lege deswegen oft harte Ansichten bezüglich von Frauen an den Tag. 

Mein Yogalehrer hat mir von einer Übungsreihe für unterdrückte Frauen erzählt. Als ich ihn fragte, inwiefern diese vereinfacht wurde, widersprach er mir. Diese Frauen hätten viel Nachholbedarf und deswegen sind diese Übungsreihen die Härtesten, die man finden kann.

So will ich es bei Donner & Pflicht halten. Meine Bezüge zu Frauen sind oft sehr hart. Ich unterscheide nicht, ob Frauen in ihrer biologischen Anlage Nachteile haben oder ob sie durch soziale Umstände unterdrückt und geschwächt werden.

Mir tut der Rückstand leid, den ich beobachte. Daher richte ich mich in Frauen vor allem kritisch. Ich habe den Eindruck, dass sie Wachstum am dringendsten brauchen.

Bist du lau, bist du Kotze.

Im Beitrag “Vervollkommne dich!” habe ich darüber geschrieben, dass die Annäherung des aktualen Ichs an das ideale Ich ein vernünftigeres und auch durchhaltbares Konzept für den Sinn des Lebens ist. Jetzt will ich erst einmal ausschließen, was Vervollkommnung nicht sein kann.

Nehmen wir zwei Eigenschaften.

  • Temperamentvoll zu sein
  • Ruhig zu sein

Keine maximale Ausprägung beider Eigenschaften scheint sinnvoll zu sein. Maximal temperamentvoll zu sein führt in die Manie. Maximal ruhig zu sein führt in die Lethargie.

Ein Mittelmaß deutet sich als Alternative zur einseitigen Ausprägung, doch will ich mäßig temperamentvoll sein, wenn ich auf den sexuellen Höhepunkt zusteuere? Wahrscheinlich nicht. Genauso wenig will ich mich auf einem mittelmäßigem Energielevel befinden, wenn ich versuche zu schlafen.

Nachfolgend gehe ich von einem Menschenbild aus, dass multiple Seiten voraussetzt. Ich kann sowohl ruhig als auch temperamentvoll sein. Abhängig von dem Kontext können sich alle Seiten als die Schlechten herausstellen.

Wenn man Situationen verschiedener Anforderungen möglichst gerecht werden will, muss man die Fähigkeit entwickeln Zugang zu den verschiedenen Seite seiner Persönlichkeit zu erhalten. Man muss bestimmte Seiten ausblenden und andere Seite verstärken können.

Will man sich in solchen Situationen noch besser zurechtfinden, sollte man die verschiedenen Seiten seiner Persönlichkeit selbst entwickeln. Man könnte zum Beispiel Meditation lernen um die Ruhe als Persönlichkeitsfacette zur Entfaltung zu bringen.

Die Kernthese dieses Beitrags ist, dass wir mit verschiedenen Anforderungen konfrontiert werden. Deswegen sollten wir verschiedene Seiten unserer Persönlichkeit entwickeln. Eine Vermischung zu einem Mittelmaß ist ein schlechter Kompromiss. In vielen Situationen macht uns ein Mittelmaß sogar handlungsunfähig:

Haben wir gelernt unsere Aggressionen immer zu zügeln, so dass wir allenfalls sarkastische Witze hinter vorgehaltener Hand erzählen, sind wir im Falle einer Verteidigungssituation nicht aggressiv genug, um uns selbst und unsere Nahe stehende zu verteidigen. Dann wird man in der Kneipe vom betrunkenen Rohling in der Kneipe verprügelt und die Begleitung gedemütigt.

Das Leben ist begrenzt durch den Tod. Will man rational mit dieser Begrenztheit umgehen, muss man entscheiden, ob man dies überhaupt berücksichtigt oder nicht. Wenn man das tut, dann ist ein Mittelmaß nicht das, was man anstreben sollte. Mäßigung ist ein Kompromiss, der uns daran hindert das Bestmögliche aus dem Leben herauszuholen, bevor der Tod uns seinerseits aus dem Leben holt.

“Ich weiß deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. ” Offenbarung 3,15/16

Die Bibel liefert diesen Aphorismus, der die Einstellung illustriert:

Ich will mein Leben und zwar möglichst viel davon.

Solange man akzeptiert, dass das Leben Grenzen hat und dass man diesen Grenzen einen Wert beimisst. Solange du beschließt, dass die Begrenztheit des Lebens an sich einen Effekt auf dein Leben haben soll, dann halte dich an folgendes Motto:

Sei heiß oder kalt. Bist du lau, bist du Kotze.

Schweine, Spaß und Ernst

Geh’ aus der Situation raus um ernst genommen zu werden. So lautet eine Forderung, wenn man sich in einer Situation befindet, in welcher soziale Regeln befolgt werden, die mit den eigenen Wünschen kollidieren.

Wo des einen Spaß anfängt, hat des anderen Spaß schon aufgehört. Wenn man sich im spielerischen Gegeneinander befindet, dann ist es für den Offensiven kaum erkenntlich, wann die Grenzen des Spiels überschritten sind. Schließlich soll sich der andere auch wehren, denn sonst funktioniert das Spiel nicht.

Ich hatte so eine Situation mit dem Sohn meiner Cousine. Wir kämpften um einen Schlüssel. Erst war alles noch Spaß. Doch von einem Moment auf dem anderen kippte die Situation für mich. Wenigstens in meiner Wahrnehmung. Ich habe mich darauf konzentriert, dass meine Niederlage als realistische Möglichkeit in Betracht kam. So habe ich übersehen, wie die Situation für den Jungen allmählich kippte. Deswegen schien mir der Wechsel abrupt.

Ein anderes Beispiel ist die typische Situation, in welcher die Frau, aus welchen Gründen auch immer die Lust am Flirt verliert. Sie fängt an abweisender zu werden. Für sie ist ihre Gefühlslage klar, weil sie ihr unmittelbar zur Verfügung steht. Der Mann dagegen erfährt nur allmählich die Änderung. Das Spiel “Flirt” dreht sich sehr oft darum, dass die Frau sich wehrt, in dem sie sich rar macht und ihr Interesse nur sehr subtil mitteilt. Es dreht sich darum, dass die Frau sich gegen die Avancen des Mannes verteidigt, obwohl sie selbst Interesse hat. Für einen Mann in der Situation ist es sehr plausibel, dass das abweisende Verhalten einer Frau nur eine weitere spielerische Abwehr ist. Es gilt die Frau auszutricksen. So bricht die Frau die Situation nicht ab, sondern verschärft lediglich die Bemühungen des Mannes. Wer sich verteidigt, der flirtet. Wer flirtet hat Interesse.

Um in beiden Situationen als Defensiver souverän zu agieren gilt es: Mach’ klar, dass du das Spiel abbrechen willst. Meinem Neffen weise ich selbstverständlich keine Verantwortung zu. Ich war verantwortlich, weil ich der Erwachsene war und er das Kind. Auch wenn ich in dieser Situation erschwerten Bedingungen unterlag, hätte ich besser aufpassen müssen. Ich bin dieser Verantwortung nachträglich nachgekommen, in dem ich ihn erklärt habe, wie die Grenze zwischen Spiel und Ernst funktioniert. Ich habe ihm gesagt, dass es für mich schwer war und ihm meine Sicht erklärt. Dazu habe ich ihm gesagt, dass er solche Situationen vermeiden kann, wenn er in dem Augenblick, wo er es nicht mehr als Spiel empfindet, dies auch so sagt. Auch hier obliegt es nicht seiner Verantwortung das auch umzusetzen. Er ist ein Kind und ist deswegen dieser Verantwortung entbunden, obwohl es selbstverständlich Anforderung ist. Bis er entweder verantwortlich für so etwas gemacht wird oder ohne in Verantwortung zu sein diesen Anforderungen entspricht, gilt es für mich: Aufmerksamer sein.

In Bezug auf die Frau sieht das ganze anders aus. Vielen Frauen ist dieser Zusammenhang nicht klar. Die meisten Frauen, denen ich diesen Zusammenhang erklärt habe, haben protestiert und gesagt, dass man es doch merken müsse. Liebe Frauen: Als Mann befindet man sich in dieser Situation im sozialen Nebel. Es ist ohnehin schon schwer die Gefühle des anderen zu erkennen. Doch wenn Ernst und Spaß im Verhalten kaum einen Unterschied machen, ist dies eine kaum schaffbare Aufgabe.

Soll der Mann im Flirt kühl und rational auf die Zeichen einer Frau reagieren oder soll er vielmehr sich auf die Situation einlassen und mehr von seiner emotionalen Seite einbringen? Ein Flirt wird erst dann zu eine kühlen und rationalen Angelegenheit, wenn man den Gegenüber manipulieren will. Das heißt, man verhält sich gemäß einer Zweckrationalität. Das stellt die Frau in einer Flirtsituation vor die Entscheidung: Entweder man lässt sich zum Mittel des Mannes reduzieren und wird kühl und rational manipuliert oder man akzeptiert die Schwierigkeit, mit welcher ein Mann konfrontiert wird.

Der letztere Fall heißt aber nicht, dass man sich eben mit der Situation abfinden muss. Berührung kann etwas Schönes sein, wenn ein attraktiver Mann die Hand auf den Rücken legt, um die Frau durch die Tür zu führen. Sie kann etwas Anregendes sein, wenn er bewundert das Bein streichelt.

Wenn man dagegen kein Interesse an dem Mann hat, kann die gleiche Berührung mit der gleichen Motivation seitens des Manns eine ganz andere Bedeutung für die Frau gewinnen. Die Hand am Rücken kann sich wie ein ungeduldiger Schubs sein, der zeigt, dass der Mann endlich seinen schweißnassen Körper über die Frau wälzen will. Die Hand auf dem Bein kann vom falschen Mann den puren Ekel auslösen, weil er sich was nehmen will, was nicht ihm gehört und niemals gehören wird.

Die Lösung ist: Sobald du als Frau das Interesse am Mann verlierst, signalisiere es nicht. Sage es in direkten klaren Worten.

  • “Es ist nicht persönlich gemeint, aber ich habe kein Interesse an dir und beende diese Unterhaltung an dieser Stelle.”
  • “Danke für deine Bemühungen, aber ich beende die Unterhaltung. Ich merke, dass ich kein Interesse an dir habe.”

Wenn du dem Gegenüber nicht in klaren Worten vermittelst, dass du kein Interesse (Ernst beginnt, Spaß hört auf) hast und die Situation beendest (Spiel hört auf, die sozialen Regeln ändern sich), gibst du dem Mann keine faire Chance. Für viele Frauen ist das Begehren ein großes Kompliment und selbstverständlich ist so ein Begehren ein sehr Starkes. Verzichte darauf, denn so wie du nicht willst, dass der Mann dich zum Mittel seiner Zwecke macht, mach’ mit ihm nicht das Gleiche. Der Mann ist nicht dafür da, dir ein gutes Gefühl zu geben.

Darüber hinaus nimmst du Schaden in einer solchen Situation. Einerseits du befindest dich in einer unangenehmen Lage, ständig in die Defensive zu gehen. Das ist im Flirtspiel schön, während es normaler Weise unangenehm ist. Indem du dieses Verhalten auslebst, verstärkst du die Anlage der Defensivität. Willst du defensiv sein? Das bedeutet, dass du dich selbst zum Objekt machst, denn wer defensiv ist, reagiert bloß, ist passiv.

Andererseits lernst du, dass Männer oberflächliche Schweine sind, die man zum eigenen Wohl manipulieren soll. Du lernst, deine Gefühle zu unterdrücken, denn sie behindern nur die Zweckrationalität. Wenn du gefühlskalt und manipulierend sein willst, dann nur zu. Doch sei dir der Folgen gewiss. So zu werden geht nicht ohne psychischen Schaden.

Das ist kein Plädoyer der Frau alle Verantwortung zuzuweisen. Kein Mensch hat das Recht die Grenzen eines anderen zu verletzen. Doch von dem Mann zu verlangen die Grenzen zu erkennen, wenn sie sich auf derart subtile Weise verändern, während die Frau die Möglichkeit hat sie klar zu kommunizieren, ist nicht angemessen. Liebe Frau, du hast die Macht Klarheit zu schaffen. Zu deinem Wohl und zum Wohl des Gegenübers. Wenn du sie nicht nutzt, dann sei dir der Folgen gewiss. Du bist nicht verantwortlich für das Verhalten des Mannes, doch du bist für dich und dein Selbst verantwortlich. Die Folgen einer solchen Situation wirst du in voller Schwere tragen. Deswegen rate ich dir: Sei offen und direkt. Auch wenn es unangenehm ist, richtig und falsch ändern sich dadurch nicht.

Sinn und Welt

Präambel: Das ist ein Post eines Forum. In ihm formuliere ich die Antwort auf die Frage, ob alles nur Physik und bedeutungslos ist oder ob ich an einen sinnhaften Zugang zur Welt glaube. (Der Post wurde nachträglich zur Veröffentlichung etwas bereinigt)

Für mich macht es überhaupt keinen Unterschied, ob ich nun eine Seele habe oder alles nur neurologische Prozesse sind. Ich trenne nicht zwischen mir, meinem Körper, meinem Gehirn und meinem Geist. Geistigkeit ist ein anderer Zugang als der Wissenschaftliche. Das rechtfertigt erstmal keinen von beiden gegenüber dem anderen.

Ich bin deiner Meinung, dass alles, womit ich arbeiten kann, schlussendlich in mir selbst ist. Daraus schließe ich aber nicht auf das Sein. Ich trenne zwischen meinem Eindruck und dem, was ich irgendwie Realität nenne. Diese Trennung beruht auf einem Pragmatismus. Wenn alles nur in mir selbst wäre, wäre Irrtum ausgeschlossen. Weil ich mich aber schon geirrt habe, gehe ich von meiner Irrtumsmöglichkeit aus, die sich am besten durch ein bestimmtes Verhältnis von Innen (=ich) und Außen (=Welt) erklären lässt. In gewisser Weise bin ich daraus folgernd getrennt von der Welt.

So muss ich in dieser Trennung irgendwohin navigieren. Meine Triebe tun ihr ihriges um meine Handlungen zu steuern. Irgendwann muss ich auf’s Klo und der Drang zu Schlafen wird übermächtig. Nun muss man sich aber entscheiden. Entweder ist einem das genug. Dann läuft alles nur auf Glück und Strom im Glückszentrum hinaus. Wenn ich aber nicht an meinem Selbst arbeite, sehe ich mich in Konflikt mit einem Haufen anderer Werte. Ich will mich vor dem Hintergrund meiner eigenen Ansprüche von Geistlosigkeit unterscheiden. Das heißt zum Beispiel ganz konkret, dass ich kein Facebookuser bin, weil genau das erklärtes Geschäftsziel von FB ist. Ich könnte natürlich einen wie auch immer gearteten maßvollen Umgang pflegen. Ich fühle aber mein Leben mit Dingen, die mich meinen Zwecken näher bringen. Für Facebook gibt es einfach andere und viel lohnendere Alternativen.

Du siehst, dass ich schon von Zweck und Ziel spreche. Ob man sich ein solches setzt oder nicht ist Entscheidungssache. Die Konsequenzen sind aber teilweise notwendig. Wenn ich Menschen so behandle, dass sie moralische Subjekte und nicht bloß Objekte sind, muss ich ihnen zwangsläufig Verantwortung zuweisen. Dann kann ich nicht sagen “du kannst nichts dafür”, wenn die Person einfach nicht die Kraft vernünftig zu essen oder der Zigarette zu widerstehen oder sonstwas. Sobald ich jemandem psychologische (neurologische) Ursachen unterstelle, kann ich diese Person nicht mehr als moralisches Subjekt und verantwortlich behandeln. Beides zusammen geht nicht.

Deswegen sage ich Leuten, die mir sagen “aber das ist so schwer”, dass das ok ist. Das ist eben das Feedback, aber das ändert nichts an der Richtigkeit der Sache. Wenn man das nicht kann, dann muss man eben Scheitern akzeptieren und damit leben, dass man Sachen tut, die man nicht für richtig hält, weil man schwach ist. Ich habe mich dagegen entschieden aus Schwäche zu handeln. Schwäche ist an sich schlecht und deswegen akzeptiere ich nicht, dass sie vorliegt, in dem Sinne, dass ich mich damit abfinde. Wenn ich eine Schwäche identifiziere, dann arbeite ich daran. Je nachdem welche Priorität das hat mehr oder weniger intensiv.

Als Gegenmodell habe ich immer die unzufriedenen Frauen vor Augen, die mir vorheulen, dass sie zu dick, zu dünn, zu unfit oder sonstwas sind, aber mir dann im gleichen Atemzug sagen, dass sie nicht auf Keckse, ihre sozialisierten Schönheitsideale oder ihre durchsoffenen Wochenende verzichten können. Ich will in keiner Welt aus Zombies leben. Deswegen behandle ich entsprechende Personen nicht als vollwertige Menschen, sie haben eben ihr Defizit im Wert, den ich moralische Störung nenne.

Wenn man meine Biographie auseinander nimmt, findet man mit Sicherheit Ursachen für mein Denken. Mein weist meinen Eltern bestimmte Rollen zu und irgendwelchen körperlichen Defiziten auch. Ich benutze aber das, was ich Bewusstsein nenne, um mir meine Zwecke selbst zu setzen. Das ist mein Zugang zu meinem Leben, der sich natürlich von dem eines Biographen unterscheidet. So siehst du: Ich komme aus einer anderen Richtung in ziemliche Nähe deines Standpunktes. Bedeutung, Sinn und Einheit sind Sachverhalte, die für mich nicht nur wichtig sind. Sie sind notwendig aus meiner Entscheidung mein Leben in der mir eigenen Art zu führen erwachsen und damit kann ich nicht anders als sie als Teil meiner Realität zu sehen.

So funktioniert mein Zugang zur Philosophie. Ich setze nicht die Axiome irgendwelcher Werte- und Bedeutungssysteme fest. Ich identifiziere begriffliche Notwendigkeiten und Unmöglichkeiten. Hier sind dann die Entscheidungspunkte. Will ich das eine, muss ich sowohl seine Zwänge als auch das Ausgeschlossene annehmen. Wenn man das nicht macht, ist man in sich widersprüchlich. Das wiederum ist für mich eine ganz klare Entscheidung. Widersprüche sind immer scheiße. Sie fühlen sich an, als sei man nicht vollständig und vielmehr abgetrennt von dem, was man sein Selbst nennt.